Youth, Peace and Sport: Konflikte überwinden und Frieden schaffen durch Sport und kooperatives Spiel
Report: Elisa Schmidt, Fotos: Jonas Rohloff
In Kooperation mit dem Basel Peace Office, Ban All Nukes generation und dem Youth Future Project, fand vom 24.-26. Mai der erste Sport und Frieden Workshop statt. Die Idee wurde auf der Visionaries in Action Konferenz 2012 geboren, wo Alyn Ware, Preisträger des alternativen Friedensnobelpreises, die Konferenzteilnehmer mit seinen kooperativen Spielen begeisterte.
Unser Workshopwochenende startete am Freitagabend mit einer öffentlichen Auftaktveranstaltung an der Universität Basel mit inspirierenden Beispielen für den Einsatz von Sport für Friedensbildung in Schulen, Gemeinden und in zivilen sowie bewaffneten Konflikten:
Alyn Ware, Consultant des Basel Peace Office, berichtete eindrücklich von seiner Friedensarbeit an Schulen und auf politischer Ebene. Er nutzt kooperative Spiele um Konflikte nach dem Win-win-Prinzip zu lösen, Vertrauen zu bilden und kooperatives Verhalten zu fördern. Bei einem Workshop zum Kashmir-Jammu-Konflikt jonglierte er beispielsweise mit indischen und pakistanischen Politikern um eine vertrauensvolle Arbeitsatmosphäre herzustellen.
Beim New York Marathon 2011 lief Alyn gemeinsam mit Wilson Kipketer, dem langjährigen Weltrekordhalter im 800 Meterlauf, für die Organisation Peace and Sport. Wilson erzählte sehr persönlich aus seinem Leben. Sport war für ihn stets das verbindende Element, welches Menschen zusammenführt, Verständnis für andere Kulturen vermittelt und uns lehrt mit Herausforderungen umzugehen. So musste der mehrmalige Weltmeister nach einer schweren Malaria-Infektion auf dem Höhepunkt seiner Karriere wieder bei Null anfangen und zunächst wieder lernen sich fortzubewegen, bevor er sein Comeback feiern konnte. Als ehemaliger Spitzensportler möchte er heute vor allem jungen Menschen mit seiner eigenen Geschichte Mut machen: „Get up, don`t give up because you can make a change“ ist seine Message für uns.
Maren Kröger berichtete über die Arbeit des Departments der Vereinten Nationen für Sport im Dienste von Entwicklung und Frieden in Genf (UNOSDP). Eines der Hauptprojekte ist das „Youth Leadership Camp“ – ein mehrtägiges Treffen für sozial benachteiligte junge Menschen aus verschiedenen Ländern, die an sportbasierten Grassroot‐Projekten in ihren Gemeinschaften arbeiten und so zu einem sozialen Wandel beitragen.
Roland Pavloski, ehemaliger Trainer der Starwings Basket Regio Basel, stellte das Projekt „Midnightbasketball“ vor, das sozial benachteiligten Jugendlichen die Möglichkeit zum freien und friedlichen Basketball-Spiel ermöglicht.
Bert Ballegeer, Projektmanager des belgischen Obdachlosen-Cups, berichtete beeindruckend wie der regelmäßige Sport wohnungslosen Menschen zu mehr Struktur im Leben und persönlichem Wachstum verhelfen kann. Neben seiner Arbeit für den Obdachlosen-Cup engagiert sich Bert für die Organisation ''Flanders Peace Fields'', welche nationale und internationale Projekte für Friedensbildung durchführt, die im Rahmen des Gedenkens an den Weihnachtsfrieden angelegt sind. An Heiligabend im Jahr 1914 kam es zu Verbrüderungen zwischen britischen, französischen, belgischen und deutschen Soldaten. Gemeinsam sangen sie Weihnachtslieder und spielten zwischen den Schützengräben Fußball.
Zum Abschluss der Auftaktveranstaltung stellte Carola Szemerey die Arbeit des Youth Future Projects und des Jugendnetzwerkes Ban All Nukes generation vor und begeisterte das Publikum mit einer ersten gruppendynamischen Übung.
Voller Inspiration ließen wir den Abend bei einem Barbecuefest mit leckeren veganen Burgern im Institut für Soziologie ausklingen.
Samstag:
Am Samstagvormittag standen Teambuilding-Spiele und das Thema Konfliktlösung auf dem Programm. Nach einem anstrengenden Aufstieg zum Kilimanjaro mit Alessa und ihrer Axt, Carola mit ihrem Clown, Elisa mit ihrem Energydrink und Jonas mit seinem Joke, spielten wir das Platzwechselspiel, lösten gemeinsam den gordischen Knoten und erfuhren von schönen Erlebnissen der Teilnehmer aus der letzten Woche.
Bereits als Team zusammengewachsen, widmeten wir uns dem Thema Konfliktlösung. Bei dem „hands on hips Spiel“ erfuhren wir auf spielerische Weise, dass die meisten von uns sehr geprägt sind vom dem Gedanken zu gewinnen und den anderen zu besiegen (Win-lose-Prinzip). Interessant war, dass diejenigen die meisten Punkte erreichten, die nach dem Win-win-Prinzip vorgegangen waren – eine Konstellation, die sich nur durch Kooperation und Hinarbeiten auf ein gemeinsames Ziel ergibt. Basierend auf dieser Erkenntnis erlernten wir die praktische Konfliktlösungsmethode „Erforsche beide Seiten“ von Edward de Bono.
Nach der Mittagspause ging es in der Turnhalle mit Vertrauensübungen und kooperativen Spielen weiter. Besondere Highlights waren die Schwingtuch- und Erdballspiele. Gemeinsam haben wir erneut den Kilimanjaro erklommen, uns in seinen Höhlen versteckt, sind blind Autorennen gefahren, haben stumm Schach gespielt und uns in verrückte Maschinen verwandelt.
Nach all den überstandenen Abenteuern wartete am Abend eine tolle Belohnung auf uns: Daniela Schlettwein-Gsell, eine Unterstützerin des Basel Peace Office, lud uns in ihr wunderschönes Haus ein, wo wir gemeinsam den Film Joyeux Noel (the 1914 soccer truce) schauten und danach mit Bert Ballegeer über unsere Eindrücke diskutierten. In gemütlicher Runde mit Pizza, köstlicher Mousse au Chocolat und schönen Gesprächen ließen wir den sehr ereignisreichen Tag zu Ende gehen.
Sonntag:
Voller Energie starteten wir am Sonntag mit dem Simulationsspiel „rot oder blau“, einer Adaption des berühmten Gefangenendilemmas aus der Spieltheorie. Wir bildeten zwei Gruppen mit dem Ziel größtmöglichen Gewinn zu erzielen. Schnell wurde uns bewusst, dass der größte Gewinn nur gemeinsam zu erreichen ist und so fusionierten wir zu den „Crazy purple people carrot eaters“, was sogar unseren Spielleiter Alyn Ware verblüffte. Wie entstehen Kooperation und Solidarität im Sinne des Gemeinwohls? In unserem Fall waren es v.a. Vertrauen, Kommunikation, Entscheidungsfindung im Konsens sowie ähnliche Interessen und Ziele.
Zum Abschluss übten wir uns als kreative Querdenker und lernten verschiedene Übungen aus dem Bereich des lateralen Denkens kennen, einer Methode, die hilft eingefahrene Denkmuster zu verändern und neue, ungewöhnliche Wege zu beschreiten.
Bei der abschließenden Reflexion waren wir uns einig: Der Workshop hat uns allen sehr viel Spaß gemacht. Wir konnten am eigenen Leib erfahren wie Gemeinschafts- und Friedensbildung durch Sport und kooperatives Spiel gelingen kann - nämlich dann, wenn Gewaltfreiheit, Vertrauen, der Win-win-Gedanke und Kooperation im Vordergrund stehen. Es war herrlich so viele lachende Gesichter zu erleben und das spielende Kind ins uns wieder zum Leben zu erwecken. Um auch anderen diese Erfahrung teilwerden zu lassen, möchten wir weitere Workshops und Aktionen planen beispielsweise auf Konferenzen, in Bildungseinrichtungen oder bei Spielenachmittagen mit Freunden.
Vielen Dank an alle für das wunderschöne Wochenende!